Die grauen Riesen

Schöbitz, Raffaela, 2020
bibliothek st. martin
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Medienart Buch
ISBN 978-3-903081-48-2
Verfasser Schöbitz, Raffaela Wikipedia
Schlagworte Mobbing
Verlag Luftschacht
Ort Wien
Jahr 2020
Umfang 36 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage 1, Auflage
Sprache deutsch
Verfasserangabe Raffaela Schöbitz
Illustrationsang Illustration von der Autorin.
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Juliane Zach;
Dunkelgrau gekleidet, beängstigend groß und mit abgeschnittenen Köpfen zeichnet Raffaela Schöbitz in ihrem Buch Die grauen Riesen Pädagog*innen, für die Arbeitstugenden, wie Leistungsbereitschaft und Fleiß vor den individuellen Bedürfnissen der SchülerInnen stehen. Schule soll Fähigkeiten und Kenntnisse vermitteln ja klar, aber sie soll nicht verängstigen und verunsichern, so wie in der folgenden Geschichte: Emma wird von ihrer Mama in die Schule gebracht. Schon da vermittelt die Autorin ein Gefühl des Unwohlseins. Es ist ein stürmischer Novembermorgen und die Schule befindet sich in einem großen klobigen Haus, in dem die steinalten Riesen über die Schüler wachten. Diesen gegenüber stellt sie die jungen engagierten Ausnahmen, die bunt gesprenkelt waren und ein bisschen strahlten. In der Unterrichtsstunde kämpft Emma mit einer Rechenaufgabe und wird plötzlich mit den Worten Du, Knollnase, die Rechnung ist ganz einfach. Keine Hexerei. Also streng dich ein bisschen an! aus ihrer Konzentration gerissen. Von da an kann Emma an nichts anderes mehr denken als an ihre Nase. Zu Hause betrachtet sie sich im Spiegel und stellt fest, dass diese tatsächlich durch eine Knolle ersetzt wurde. Sie fühlt sich traurig und mutlos. Ihren Eltern sagt sie nichts, schließlich ist das Problem ja offensichtlich. Voller Sorge und ratlos sprechen sie ihrer Tochter Mut zu und umarmen sie. Verunsichert und verängstigt sitzt Emma am nächsten Tag erneut in der Schule, als der graue Riese die hübsche Lotte mit den schönen Augen mit Triefauge anspricht. Doch Lotte scheint das überhaupt nicht zu verunsichern. Warum, das erklärt sie Emma nach dem Unterricht, woraufhin ihr einiges klar wird und sie einen Plan schmiedet, für den sie drei Dinge braucht: ein Gummiband, eine Stopfnadel und eine Kartoffel.
Den grau gezeichneten Riesen stellt die Illustratorin viele schöne Muster in warmen Erdtönen und gedeckten Blau- und Grüntönen gegenüber. Ihr Spiel mit Perspektive und Größenverhältnissen spiegelt wunderbar die Stimmung, die auch die Wortwahl im Text vermittelt, wider. In ihrem Bilderbuch kritisiert sie das alte Erziehungssystem, in dem Fehlverhalten sanktioniert wird, physisch oder, wie in dieser Geschichte, verbal. Und in dem weder soziale Kompetenzen ein Thema sind, noch die individuellen Bedürfnisse der Kinder gestillt werden. Außerdem geht es um Selbst- und Fremdwahrnehmung. Darum, sich anders zu fühlen und das als Besonderheit anzuerkennen.
ÖKJB-PREIS 2021, Kollektion: Als Emma von einem gedankenlosen Lehrer Knollnase gerufen wird, verschiebt sich ihre Selbstwahrnehmung ins Negative. Bis ihre neue Freundin Lotte ihr klar macht, dass ihre Nase, so wie sie ist, perfekt zu ihr passt. Was dann auch der graue Riese versteht und sich entschuldigt. Großflächige Bilder in zarten Pastelltönen unterstreichen die empathische Erzählung über die Macht von Sprache und die Fragilität des Bildes, das man von sich selbst hat.

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Gertie Wagerer;
Manchmal sind Kinder nicht nur Mobbing-Opfer von MitschülerInnen, sondern leiden auch unter verletzenden Äußerungen von Erwachsenen. (ab 7) (JD)
Emma wird von ihrer Mama in die Schule gebracht, einem klobigen Haus, in welchem hauptsächlich "graue Riesen" über die Kinder wachen. Einer davon nennt nun Emma "Knollnase", was sie sehr verletzt. Aber sie ist dem gegenüber wehrlos, erzählt auch den Eltern nichts davon. Emma ist gekränkt, will nicht mehr in die Schule gehen. Mama sorgt sich um die Gesundheit ihrer Tochter, Papa raunt ihr vor dem Weggehen zu, doch so stark zu sein wie ein "bengalischer Tiger". Als am kommenden Tag ein anderes Mädchen "Triefauge" genannt wird, ergreift Emma die Initiative. Sie spricht das Mädchen an, das sich aber, zu ihrer Überraschung, gar nicht gekränkt hat, und Emma sogar bestätigt, dass sie eine wunderschöne Nase hat, eine, die genau passt. Am kommenden Tag erbittet die kleine Protagonistin von ihren Eltern eine Kartoffel und ein Gummiband, bindet sich die Knolle ins Gesicht und tritt dem "grauen Riesen" entgegen. Diesem dämmert, dass er zu weit gegangen ist, er entschuldigt sich und meint: "Das ist die schönste Nase, die ich je gesehen habe."
Steinalte, graue Riesen, so werden hier LehrerInnen genannt, kein sehr schmeichelhafter, kein vertrauenserweckender Titel. Man fühlt sich in frühere Jahrzehnte zurückversetzt. Mag sein, dass es Kinder gibt, die Schule und LehrerInnen so abweisend und furchterregend erleben. Schön, wenn Kinder dann auf die Ressource "bengalischer Tiger" zurückgreifen können und sich gegen Abwertung und Mobbing zur Wehr setzen können. Die Geschichte lässt auch offen, ob der Lehrer aus Bösartigkeit oder schlechtem Humor Emma so genannt hat. Der Schluss jedenfalls ist versöhnlich, der Riese beugt sich ganz tief zu dem kleinen tapferen Mädchen herunter und lächelt.
Auch die Illustrationen bringen erste Schulängste gut ins Bild, die bedrohlichen Größenverhältnisse, das zerflatternde Selbstbewusstsein und - ganz wunderbar - das Gespräch der beiden Mädchen im Bad.
Einsetzbar, aber unbedingt erst nach erfolgtem Schuleintritt, sonst könnten Schulängste generiert werden!